Discos in
Kemer (2006)
Da wir ja aktuell auf Anfragen
reagieren, haben wir auch mal den Disco-Teil des
Nachtlebens von Kemer studiert. Nach erster Recherche am Vortag
(es war noch hell) sind wir Anfang Mai 2006, in einer lauen
Sonnabend Nacht,
in drei angesagten Discos der Stadt Kemer aufgetaucht. Nachdem
wir die Hürde der Türsteher souverän gemeistert hatten (sind sie
nicht viel zu alt für unsere Disco…), durften wir uns jeweils in
Getümmel stürzen.
Oma und Opa mang den Hüpfern in
der Disco, jahrelang haben wir einen großen Bogen um diese
Krachtempel gemacht. Mein Vater, im goldenen Alter von 81
Jahren, fragte denn bei unserem Bericht am nächsten Tag
auch gleich zurück: „Seid ihr nicht schon zu alt dafür?“ Ich
erinnere mich noch gut an frühere Diskussionen: "Disco, dafür
bist du noch zu jung!" Wo bitte, ist die Zeit dazwischen
geblieben?
Heute wissen wir, wie recht er hat
(mit dem "zu alt")
und wie noch weitaus wichtiger es war, unser Haus in mehr als
fünf Kilometer Entfernung vom Strand und den Discos gebaut zu haben.
Also da hätten wir erstens das
INFERNO, manchem noch als „Oberbayern“ bekannt, in dem DJ Ötzi
seinerzeit die erste Million machte. Seit etwa zweieinhalb
Jahren firmiert es nun als Inferno und hat auch in diesem Jahr
wieder neue Betreiber, die noch nach Konzepten suchen. Als wir
gegen dreiviertel Elf auftauchten war noch nichts los. Weder die
Musik noch eine etwas danebengeratene Bildwandshow waren
anturnend, dafür trudelten mit der Zeit sehr viele junge Damen
mit eindeutig östlichem Akzent ein. Da war für jeden maskulinen
Besucher eine riesige Auswahl gegeben.
Der Technobeat hämmerte monoton,
doch eindringlich, mit geschätzten 100 Phon auf uns ein und als wir gegen viertel eins
diese Stätte verließen, war unsere Meinung doch sehr geteilt.
Daran änderten auch die Lichtshow (wenig originell) und die
intensiv aus sieben vercharterten „Schankstellen“ aufs eifrigste
angebotene Alkoholika nichts.
Bange machen gilt nicht und ab in
die Nachbardisco, kaum 20 Meter weiter: das „AURA first-one“. Der
erste Eindruck vermittelte bis auf die fehlende Tanzfläche in
der Mitte ein ähnliches Bild wie nebenan. Der Sound war
vielleicht noch etwas lauter und es war ein deutlicher Überschuss an Männern vorhanden. (Vielleicht sollte man eine
Verbindung zwischen beiden Discos schaffen?) Kaum waren wir
erschienen, boten vier eher dürr denn schlank anmutende Damen
mehr oder weniger geschmackvollen Tabledance. Aha, daher die
vielen Männer. Die effektiv eingesetzten Stroboskopeffekte
verbreiteten mitreißende Lichtblitze. Ob allerdings der grelle
grüne Strahl einer mächtigen Laserkanone, der auch ins Publikum
feuerte, augenfreundlich war, ist zweifelhaft. Die Musik war
genauso eintönig wie zuvor und nach einer Stunde
„Schallentkalkung“ nahmen wir Reißaus. Draußen angekommen fiel
uns noch eine Menge teurer Automobile auf. Gilt für deren Fahrer
die Null-Promille-Regelung im Straßenverkehr auch? überlegten
wir, als wir uns zum dritten Streich aufmachten.
Ans andere Ende der Stadt, an die
so genannte Moonlightbucht, verschlug es uns nun. Ina, wie immer
alkoholfrei, peilte den Ort zielsicher an. Zu dieser Stunde tobte in der „AURA-Moonlight“-Disco schon das pralle Leben. Die sehr naturnah um alte Bäume
herum gruppierte Anlage war etwa zur Hälfte gefüllt und strahlte
echtes Szenefeeling (soweit wir das beurteilen können) aus. Man war am abrocken, natürlich zum
gleichtönig dahinwabernden Technobeat. Zur „Druckbetrankung“
waren auch hier wie in den anderen Discos auf den Tischen gleich
ganze Flaschen harter Importschnäpse aufgefahren. Nach Preisen
dafür fragten wir lieber nicht.
Die Stimmung und auch die
Lautstärke entwickelten sich zunehmend nach oben und an eine
Unterhaltung war nicht zu denken. Das gedämpfte Licht wurde nur
gelegentlich von Lichteffekten aufgehellt. Nun stellte sich doch
zunehmend unsere „Altersuntauglichkeit“ heraus. Unser
„Discocheck“ endete dann so gegen viertel Drei.
Auch mein Joe, der vor etwa
dreißig Jahren im Studentenklub selber DJ war, meinte sehr
ernüchtert, für diese Art von „Kultur“ sind wir wohl doch zu
alt. Das Niveau (wo wo wo ?) der Unterhaltung wird von uns denn
auch mit dem Slogan „Je lauter desto klingt“ bewertet. Alle,
die unter diesem „infer(no)nalischen“ Höllenkrach allabendlich
arbeiten müssen, können wir nur bedauern.
Der geneigte jugendliche Leser
möge uns verzeihen, dass wir leider die Entwicklung der Discos
in den letzten Jahren (so etwa 20) verschlafen haben und die
hier wiedergegebene
Meinung nur für unsere Altersgruppe (50+) steht. Wir können aber
verstehen, dass der Discobesuch eine beliebte Abwechslung für
die Jugend sein kann, zumal wenn man die allabendlichen
"Muffelshows" der Hotels kennt.
Die Saison ist noch jung und da
kann sich noch manches entwickeln. Da hilft nur eigenes
Ausprobieren, denn die weiteren zwei Discos werden wir
garantiert nicht auch noch mit unserem Besuch beehren. Bei einem
mäßigen Eintritt von 15 YTL kann man jedoch nicht viel falsch
machen.
Aktuelleres zu den
Diskos in Kemer gibt es hier
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