www.kemer-tr.info: Der aktuelle online Reiseführer für Kemer und Umgebung -Der online Reiseführer für Kemer und Umgebung mit wertvollen Informationen für Reisende, illustriert durch zahlreiche Bilder. Hier können Sie Ihren türkischen Urlaubsort KEMER schon vor der Abreise etwas kennen lernen. Hier erfahren Sie alles über Kemer, Beldibi, Göynük, Kiris, Kuzdere, Camyuva, Tekirova, Cirali, Olympos und die beeindruckende Bergwelt des westlichen Taurusgebirges.  

Bergtour rund um den Tahtali

 

Na, dieser Sonntag fing ja wieder mal gut an: Frühstück verpennt aber große Pläne für eine Tour in die Berge im Hinterstübchen. Natürlich, wie immer, das Wetter toll und am „wolkenlosen“ blauen Himmel trieben, gemischt mit freundlich grüßenden „watteweißen“ Quellwolken, nur ab und zu große graue Regenwolken um unseren Tahtali. Der seit drei Tagen anhaltende Ostwind hatte den sommerlichen Dunst von den Bergen geweht und es herrschte eine gute Fernsicht. Was soll ich anziehen, oben könnte es ja stürmen und oder gar regnen! Nur zu, meint Joe und so lasse ich es bei Klapperlatschen (natürlich nicht nachahmenswert!) und dünnster Sommerbekleidung. Es war Ende August 2007 und das Wetter blieb uns auch oberhalb von 1500 Metern hold.  

 

Wie wir in den vergangenen Tagen im lokalen „Tageblatt“ (Kemer Gözcü) lesen konnten, wurden die Bauarbeiten an den Straßen zu den Bergdörfern abgeschlossen und dabei zahlreiche Rohre als Wasserabfluss eingebaut. Nur an der Zufahrtsstraße durch die Schlucht seien noch kleinere Arbeiten zu erledigen. Das mussten wir auch gleich mal testen, denn seit etlichen Wochen hatten wir die Strecke aufgrund zahlreicher Probleme im Zuge der Straßenverbreiterung gemieden.

 

Ja, die dicken Rohre für die Wasserdurchlässe waren verlegt, nur die Wirkung auf die Straßenlage war auch in der gegenwärtigen Trockenzeit (so etwa seit 100 Tagen kein Tropfen Regen!), gelinde gesagt, „erschütternd“ und wird bei Regen wegen des ausgeprägten „Buckelcharakters“ zu etlichen Überschwemmungen auf der Straße führen. Manchmal glauben wir wirklich, dass Wasser hier bergauf fließen müsste, um den baulichen Gegebenheiten zu entsprechen, oder vielleicht doch umgekehrt? Es fehlen halt nur noch 20 cm Asphalt über eine Strecke von etwa 5 km bis zur alten Brücke. Die dickste Schicht, die wir je gesehen haben, übertraf selten 2 cm.

 

Nachdem wir diese Ausbaustrecke im Schritttempo passiert hatten, ging es vorbei an geschätzten 50 Quad-Motorrädern, die an der alten Brücke geparkt waren und deren Fahrer sich dort in den kalten Fluten tummelten. Allein Blick auf den Zustand der Reifen ließ uns nur den Kopf schütteln, wie kann man sich mit solchen Dingern ins Gelände wagen? Mindestens die Hälfte hatten keine, der auch hier vorgeschriebenen KfZ-Kennzeichen, sind also wahrscheinlich weder angemeldet noch zugelassen und damit auch nicht versichert.

 

Doch nun mal „Stoff“ und hoch hinauf in die Berge, ja denkste, die fast fertige Straße hat noch weitere Überraschungen für unser „Normalo-Auto“ parat. In einem Anfall von „Wasserableitungswut“ hat man an vier Stellen die Straße komplett weggerissen und eine „Fahrspur“ irgendwie durch Wald, Fels, Steine gebahnt und baut nun große Tunnel zur Entwässerung. Wir hoffen, dass unsere Bilder einen kleinen Eindruck vermitteln können, echt krass (nicht voll korrekt) und hart an der Grenze der Zumutbarkeit, zumal es unten keinerlei Hinweis darauf gab, halt „fast fertig“.

 

Seit der Oktober-Flut vom letzten Jahr können wir die Ehrfurcht vor der Gewalt herabstürzender Wassermassen ja sehr gut verstehen, doch die großen Verwüstungen von damals lagen an total anderen Stellen! Wir haben diese besichtigt. So quälen wir uns also bis Gedelme und dann weiter in Richtung Gül-Mountain Hotel bergan. Von befahrbarer Straße kann für uns keine Rede sein, was natürlich die Jeeptour-Anbieter in Kemer nur freuen wird. Eine neu ausgebaute Straße konnten wir auf unserer Tour nicht wirklich finden. Bleibt zu hoffen, dass vor Anbruch der Regenzeit (Winter) noch einiges verbessert wird und wir unseren Wintergästen den überaus malerischen Taurus mit seinen schneebedeckten Dreitausendern bei klarer Luft zeigen können. Diesmal wäre das mit mehr als zwei Personen in unserem Auto unmöglich gewesen. Natürlich versäumen wir es nicht, „unserem“ Berg die Referenz zu erweisen und wer richtig hinschaut erkennt sogar eine aufwärts strebende Gondel der Seilbahn.

 

Glücklich im Hotel angekommen und nach Kaffee oder Bira, gestärkt, beschließen wir über Altinyaka und Beycik zurückzufahren, eine Tour, die wir schon mal, nur in umgekehrter Richtung, gemeistert haben. Na, wir werden den Weg schon wiederfinden. Der natürlich nicht gekennzeichnete Abzweig in Altinyaka, am Trafomast links rum, hat sich uns richtig eingeprägt und während ich ob der Straße, sch… mistiger Feldweg, noch maule gibt’s ein eindeutiges „go ahead“ von Joe, auch wenn von unten angeklopft wird und die Räder manchmal durchdrehen. Nach etwa 500 Metern ist das allerschlimmste Stück überwunden (davon 50m entlang eines Bergrutsches, ein Rad im Hang, das andere schon fast im Abgrund). Doch schon geht’s weiter auf „samtig“ geschotterter Piste. Es muss (könnte, sollte oder hätte) hier noch eine andere Zufahrt geben. Ich verfluchte zwar Joes ewige Richtungsanweisungen (rechts, rechts, weiter links…) um den tiefen Spurrinnen und Auswaschungen ohne Aufsetzer zu entgehen, muss aber gestehen, dass man gemeinsam übelste Pisten überwinden kann. Das heißt natürlich, wir und das Auto, oder hätte jemand etwas anderes gedacht? So erreichen wir eine Hochebene, welche sich nur durch die üppig grünen Wälder an den Hängen vom inneranatolischen Pendant unterscheidet. Trocken ist es hier wie dort und die Viecher links und rechts oder aber auch mitten vor uns, können das Heu direkt vom Halm fressen. In dieser eindrucksvollen Landschaft (mal keine Kabel und Leitungen im Blick) erwartet man an jeder Ecke, das wilde Indianer mit Geheul oder wenigstens Winnetou mit seinem Kumpel Old Shatterhand um die Ecke geritten kommen.

 

Hier oben gibt es noch zusammenhänge Zedernwälder zu bestaunen, jenem Baum, der von alters her auch diesem Ufer des Mittemeeres einst sein Gepräge gab. Deshalb gibt es einige Detailaufnahmen, mit dessen Urwüchsigkeit, Kraft und eigentümliches Grün, welches sich wohltuend und überdeutlich von den allgegenwärtigen Pinien unterscheidet. Die hellgrün auf den Zweigen leuchtenden Zedernzapfen, haben es Joe besonders angetan. Das ist so ähnlich wie mit dem (bergauf fließenden) Wasser, die Zedern-Zapfen hängen nicht, sie stehen, keck anzusehen, oben auf den Zweigen.

 

Ein paar Kilometer weiter kommt der Tahtali endlich wieder mit seiner neuen Top-Verzierung in Sicht, denn wir haben ihn nun zu etwa 60% umrundet. Nur die Seile und die Masten sehen wir von hier „hinten“ nicht. Dafür erkennt man jenen markanten übermächtigen Felsvorsprung, der es bewirkt, dass man von Beycik aus die Bergstation nicht sehen kann und demzufolge auch von oben keinen Ausblick auf das malerische Dorf hat. Jeder mache das Beste aus dieser naturgegebenen Situation.

 

Die wilde Schotterpiste geht es nun, über das Bergdorf Beycik, stetig bergab in Richtung Fernstraße D-400 und man kann fantastische Ausblicke auf die Küste genießen. Tekirova, Cirali und die „Drei Inseln“, Ziel der Ausflugsboote und Tauchschulen, kommen in Sicht. Na, und wie immer kann man neue Baustellen erkennen. In Tekirova scheint ein neues Stadt(Hotel-)viertel zu entstehen. Ob der Bürgermeister, seines Zeichens auch Chef der lokalen Entsorgungsbehörde (GATAB), wohl auch eine erweiterte Infrastruktur mit angemessener Kläranlage eingeplant hat?

 

Die Zeit rennt, besonders wenn man das atemberaubende Tempo (so etwa 5-10 km/h) auf dieser Piste bedenkt und so durchqueren wir Beycik ohne Zwischenstopp bei Bekannten, auch knurrt Joe schon mächtig der Magen. Das tut unserer Freude an der Fahrt durch die fast unberührte Natur mit frischer Luft, tollen Aussichten und abenteuerlicher Strecke keinerlei Abbruch. Noch eine halbe Stunde und wir sind zurück in unserem Dorf.

 

Fazit: Eine begeisternde Tour von etwa 4-5 Stunden (je nach Anzahl der Fotostopps zwischendurch), die man bei trockenem Wetter und etwas Mut auch mit einem normalen PKW bewältigen kann, so man den Weg kennt. Sofern es nass ist, muss aber ein ordentlich bereifter Jeep ran. Damit sind ausdrücklich nicht die allgegenwärtigen „Samurai“-Klapperkisten der Jeep-Tours gemeint. Im April und Mai, wenn alles grünt blüht, auch die Wiesen auf den Hochalmen, muss es eine wahre Wonne sein, hier entlang zu fahren, ausreichend Getränke und Proviant vorausgesetzt. Zwischen Altinyaka und Beycik gibt es keine Lokalitäten, die vom Tour-Guide als „Muss“ angepriesen werden und den Blick auf die wundervolle Natur durch den Blick in den Geldbeutel beieinträchtigen. Wir werden diese Tour dann bestimmt noch einmal machen!