Getränke
Aus nahe
liegenden Gründen stellt in der Türkei Wasser das wichtigste
Getränk, ja das bedeutendste Grundnahrungsmittel dar. Die Region
Kemer wird aus dem Taurus überreichlich mit sehr gutem
Trinkwasser versorgt, was nicht überall in der Türkei so ist.
Die Einheimischen versorgen sich oft direkt an den vielen
gefassten Bergquellen mit frischem Trinkwasser. Das empfehlen
wir nur bedingt, wissen wir doch inzwischen, dass die hiesigen
Berge von Erzadern durchzogen sind, die Schwermetalle enthalten
können. Leider spiegelt sich die ursprüngliche
Trinkwasserqualität in den Hotels nicht wieder, so dass
allgemein davon abgeraten wird das Leitungswasser zu trinken. In
vielen Orten ist es stark gechlort. Trinkwasser (Su) gibt es in
Plasteflaschen (PET) in verschiedensten Größen bis hin zu 10
Liter Kanistern ausschließlich als stilles Wasser. Leider gibt
es kaum Mineralwasser mit Kohlensäure (Maden Suyu, Soda) in
größeren Flaschen, meistens nur 0,2 oder 0,3 L Fläschchen. Damit
man immer gut versorgt ist, wird in den Restaurants meist
ungefragt stilles Wasser angeboten und in den besseren sogar in
Weingläsern serviert.
Oft wird eine
klare aber extrem süße Brause (Gazoz), die es in großen Flaschen
gibt, von sprachunkundigen Besuchern für Mineralwasser gehalten.
Der Schreck nach dem ersten Schluck ist dann entsprechend groß.
Dann schon lieber gleich zur bekannten Cola oder Fanta greifen.
Die 0,3 L Dose wie auch die 0,5 L Flasche kosten im "Market" so
um 1,50 TL (0,60 Euro) die 1 L Flasche 1,90 TL und die 2,5 L
Großflasche nur 2,60 TL (1,05 Euro)! Allerdings verschwindet die
Kohlensäure aus den Großflaschen schnell. Es gibt mehrere Sorten
und neben Coke und Pepsi wird seit einiger Zeit mit einer groß
angelegten Werbekampagne die nationale Marke "Cola Turka" in den
Markt gedrückt. Die Geschmäcker sind halt verschieden. Gegenüber
den Biertrinkern ist dieses Angebot wahrhaft königlich, denn es
gibt darüber hinaus unendlich viele Sorten von
Fruchtsaftgetränken (Meyve Suyu). Unterschiedlicher Geschmack
ist nicht immer garantiert, dafür aber eine stets vorhandene
reichliche Süße!
Ein
spezielles türkisches Erfrischungsgetränk ist der Ayran: Joghurt
wird mit Wasser verrührt und dann mit etwas Salz abgeschmeckt.
Ayran wird sehr häufig angeboten, insbesondere wenn man eine
türkische Familie auf dem Land besucht. Auch wenn es nicht ganz
den Geschmack der Gäste treffen sollte, es ist sehr unhöflich
solche gut gemeinten Geschenke abzulehnen. Vor dem Siegeszug von
Coca-Cola war Ayran neben Wasser das angesagte
Erfrischungsgetränk.
Seitdem
Atatürk den Türken vor Jahrzehnten das Kaffeetrinken als
"orientalische Unsitte" weitgehend abgewöhnt hat, obwohl dies
eigentlich wegen der hohen Importkosten geschah, ist schwarzer
Tee das Nationalgetränk. Ich habe gehört, dass eine Familie pro
Woche etwa 1 kg Tee verbraucht. Gebraut wird ein Teesud, der auf
einem Kessel mit kochendem Wasser zieht und je nach Geschmack
mit mehr oder weniger heißem Wasser verdünnt wird. Der Tee wird
in kleinen Gläsern mit Untertasse serviert und meist mit zwei
bis drei Stück Zucker gesüßt. Es wird aber auch gerne Apfeltee (Elma
Cay) oder Salbeitee (Ada Cay) gereicht. Sie sollten dieses
Angebot nicht ausschlagen, denn es gehört einfach bei jeder
Gelegenheit, auch im Hochsommer, dazu.
Es gibt aber
auch noch den so genannten Türkischen Kaffee, ein Art Mokka
(nicht empfohlen bei Bluthochdruck!), der je nach Wunsch ohne
Zucker (sade), mit wenig Zucker (az schekerle) oder mit viel
Zucker (tschok schekerle) aufgekocht wird. Der Kaffeesatz bleibt
in der Tasse. Daraus kann man sich angeblich die Zukunft lesen
lassen. Dazu wird die Tasse kurz umgedreht, dabei läuft der Satz
am Tassenrand herunter und das Bild welches sich nun ergibt wird
gedeutet. Ansonsten ist echter Filterkaffee selten, meistens
wird mehr oder weniger scheußlicher Nescafe angeboten. Für ein
Tässchen Mokka muss man schon mal bis zu 3 Euro berappen. Dieser
Kaffee hat natürlich seinen orientalischen Einschlag beibehalten
und schmeckt deshalb auch nicht jedem, denn darin ist, je nach
Sorte, ein bestimmter Anteil Kardamom mit vermahlen.
Das Bier ist
dank der hohen Alkoholsteuern sehr teuer geworden, auch wenn der Kursverlust der türkischen Lira zum Euro (ca. 2,90TL = 1
Euro im Juni 2014) den europäischen Touristen ab und zu eine
leichte Entlastung verschafft. Eine 0,5 L
Pfandflasche EFES, der nationalen Standardmarke und in etwa
vergleichbar mit einem deutschen "Allgebrauchsbier", kostet im
Supermarkt etwa 1,50 Euro, im kleinen Laden an der Ecke auch
mehr, Dosenbier ist meist etwas teurer. Im freien
Ausschank sind die Preise fließend, zwischen 2,50 und 6 Euro pro
halbem Liter haben wir schon erlebt. Neben EFES behauptet sich
noch das unter Lizenz gebraute Tuborg Bier. Einige andere
Sorten, die etwas billiger auch in großen Plasteflaschen
angeboten werden, sind nach Joes Meinung aber eigentlich nicht
trinkbar. Damit hat sich die hiesige Bierszene aber noch nicht
erschöpft. Diese ist für den, das "flüssige Brot" liebenden,
Deutschen eher ernüchternd und das gilt natürlich auch für
andere Nationalitäten. Es sei auch noch bemerkt, dass die im
EFES enthaltene Komponente Reis manchem verwöhnten deutschen
Biertrinker nicht so recht schmecken will. Wir haben jetzt noch
eine eigene
Seite zum Werbeverbot für alkoholische Getränke geschrieben,
auf der es auch ums Bier geht.
Das
alkoholische Nationalgetränk (ja, auch das gibt es) ist der Rakı, geschrieben hinten mit i ohne Punkt und daher richtig "Rake"
gesprochen. Das ist ein klarer Anisschnaps, der sich nach dem
Mischen mit Wasser weißlich eintrübt, daher auch der Name
"Löwenmilch", in etwa das, was bei den Norddeutschen der
"Küstennebel" ist. Raki wird meistens zum Essen oder danach
getrunken. Nach einer erheblichen Steuererhöhung Anfang 2005
tauchten große Mengen gefälschten Rakis auf dem hiesigen Markt
auf und es kam durch den verwendeten Methylalkohol zu etlichen
Todesfällen. Die großen Rakiproduzenten mussten quasi über Nacht
ihr gesamtes Sortiment vom Markt nehmen und die Verpackung
verändern. Die Fälscher hatten nämlich einfach leere Flaschen
gesammelt, ihr Giftzeug darin abgefüllt und dann als echt auf
den Markt gebracht. Das betraf jedoch nur einige einheimische
Trinker, so dass eigentlich keine Gefahr für Touristen besteht.
Es sei auch noch angemerkt, dass der übermäßige Genuss von Raki
u.a. wegen seines hohen Zuckergehaltes zu einem anhaltendem
heftigen Kater führt, so dass von einem Kampftrinken mit
erprobten türkischen Naturen abzuraten ist. Darüber hinaus ist
er doch nicht so rein wie immer betont wird, was man eindeutig
feststellen kann wenn man selbigen im Tiefkühlschrank
aufbewahrt. Dort entmischt sich dieser Trauben-Tresterbrand in
seine Bestandteile und wird gänzlich ungenießbar!
Selbstverständlich gibt es auch eine nennenswerte Auswahl an
türkischen Weinen, denn an den hiesigen Wachstumsbedingungen
kann ein beschränktes Angebot jedenfalls nicht liegen. Seit
etlichen Jahren bemüht man sich hierbei um internationalen
Anschluss, was in einem islamischen Land sicher nicht einfach
ist. Der, den Touristen vielerorts angebotene, „5-Euro-Wein“
kann nur zum Scheitern jeden Essens führen (egal ob dazu
getrunken oder zum Kochen verwendet!). Er ist nicht annähernd
vergleichbar mit preiswerten Angeboten von REAL, ALDI und Co..
Unser Verhältnis zu den hiesigen Weinangeboten ist also eher
ambivalent. Wie uns türkische Insider allerdings immer wieder
erklären gibt es auch anspruchsvolle Sorten, die keinen
Vergleich scheuen müssen, was jedoch außerhalb unseres monetären
Horizontes zu liegen scheint. Hier vertrauen wir ganz dem Gott
Dionysos.
Zu guter
Letzt noch ein wirklich ernst gemeinter Ratschlag, trinken Sie
regelmäßig ausreichende Mengen, denn hier kommt es, gerade im
Hochsommer, häufig vor, dass man wegen Dehydrierung plötzlich im
Krankenhaus aufwacht. Das heißt natürlich nicht, sich an der
Poolbar mit alkoholischen Getränken vollaufen zu lassen, nur
weil es "all inclusive" ist und außerdem sollten wir das den
weitaus „bedürftigeren“ Besuchern überlassen!
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