Werbeverbot
für Alkohol
Am 11.Juni
2014 trat nun in der Türkei im Rahmen der Verschärfung der
"Alkoholgesetze" auch das vollständige Werbeverbot für Alkohol
in Kraft. Seit September 2013 galt bereits das Werbeverbot in
allen Medien wie z.B. Zeitung, Fernsehen und Internet. So findet
man heute keine Bierpreise mehr in den Werbebroschüren der
Supermärkte oder auf deren Internetseiten. Auch in Filmen oder
sonstigen Sendungen dürfen keine alkoholischen Getränke mit
Markennamen mehr zu sehen sein. Die sollen in Zukunft ebenso
verpixelt oder weg retouchiert werden, wie jetzt schon die
Zigaretten seit dem Verbot der Zigarettenreklame. Wahrscheinlich
dürfen jetzt auch in Kappadokien keine Heißluftballons mit
Efes-Reklame mehr in den Himmel steigen.
Bisher
waren die großen Brauereien und dabei insbesondere Efes, auch
Sponsoren für Sportvereine oder Veranstaltungen, da ihnen nun
jede Werbung verboten ist, fällt diese Unterstützung flach. Aber
auch die tausende kleinen Markets in der Türkei, die
alkoholische Getränke verkaufen, bekamen neben den Kühlschränken
auch die beleuchteten Ladenschilder gratis direkt von Efes.
Schon das Verbot des Alkoholverkaufes zwischen 22 Uhr und 6 Uhr
früh traf besonders die kleinen Läden hart (in der Türkei wird
Bier oder Rakı
erst geholt, wenn der Besuch schon auf dem Sofa sitzt) nun
sollten sie auch noch alle neue Schilder aus eigener Tasche
bezahlen oder kurzfristig neue Sponsoren finden. Um Härten zu
vermeiden erhielten die Läden eine Übergangsfrist, die am 11.
Juni 2014 ablief. Zu diesem Zeitpunkt sollten alle Markennamen
aus der Werbung getilgt sein.
Das gilt
auch in einem fast reinen Touristenort wie Kemer. Hier gibt es
allerdings etliche Ausnahmen zu den sonst so strikten
Alkoholverkaufsverboten. So ist es in Kemer möglich, dass ein
Supermarkt oder ein kleiner Laden auch in Sichtweite einer
Moschee noch alkoholische Getränke verkauft. Selbst das große
Efes-Lager in Çamyuva, von dem aus die gesamte Region Kemer
versorgt wird, steht seit Jahren direkt neben einer Moschee.
Wir haben
uns am 14. Juni mal mit der Kamera auf den Weg gemacht, um zu
schauen, wie das Gesetz in Kemer umgesetzt wurde, denn Anfang
Juni war von einem Werbeverbot noch wenig zu sehen, nur in
Phaselis waren uns schon im September 2013 neue Sonnenschirme
ohne Logo aufgefallen. In Kemer wurde erst um den 11. Juni 2014
herum eifrig geschnippelt, übermalt oder überklebt, da fragt man
sich, warum die neun Monate Übergangsfrist hatten, wenn nun
innerhalb einer Woche alles umgestellt wurde?
Hier eine Bildersammlung dazu
Der mit
Abstand größte Bierproduzent der
Türkei,
Efes-Pilsen, hat
als
Reaktion auf das Werbeverbot seine Internetseite weitgehend
abgeschaltet. Man sieht jetzt nur noch ein unscharfes Bild und
dazu einen Text der sinngemäß sagt: Durch das Gesetz vom
11.6.2013 ist uns jede Art von Werbung untersagt... Aber wir
wissen, dass Sie uns kennen, egal ob Sie uns sehen können!
Tuborg, die zweite größere Marke in der Türkei, fragt auf der
Eingangsseite im Internet zuerst nach dem Alter der Leser und
liefert dann nur minimale Angaben, wie Adresse und
Gerichtsstand.
Efes hat
seit Jahren an einem einheitlichen Erscheinungsbild seiner
Produkte gearbeitet, "corporate identity" wie Joe immer sagt.
Das macht sich nun bezahlt: Die Werbefarben waren immer
dunkelblau, weiß und Gold, man erkennt ihre Schilder auch ohne
das "Efes" darauf steht. Ob demnächst auch die Logos von
Flaschen und Gläsern verschwinden müssen? Dann wird Joes
Gläsersammlung vielleicht noch wertvoller. Alle Flaschen mit
alkoholischen Getränken müssen jetzt übrigens einen Warnhinweis
tragen, die kleinen Ikons lassen allerdings etwas Platz für
Interpretationen. Ob demnächst auch der Wegweiser zur antiken
Stadt Ephesus (türkisch: Efes) überdeckt werden muss?
Obwohl das
Efes Bier nicht dem deutschen Reinheitsgebot entspricht, es
enthält unter anderem auch Reis und Zucker (Pirinç,
Şeker)
ist es gut gekühlt durchaus trinkbar, wenn da nicht der hohe
Preis wäre! Dank der ständigen Erhöhungen der Steuern auf
alkoholische Getränke ist der Steuersatz "regierungs-amtlich"
seit 2002 von 15% auf 60% gestiegen. Eine 0,5 l Flasche Bier
kostet im Supermarkt derzeit etwa 1,50 Euro (je nach
Umrechnungskurs mal ein paar Cent mehr oder weniger).
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